Reisebericht November 2022

Mit sehr viel Gepäck haben sich Brigitte und Klaus Stegmayer, Maria Wolfram, Ulrich und Ulrike Hammecke sowie Ute und Daniel Trautmann auf den Weg zum Flughafen Frankfurt gemacht. Gott sei Dank flogen wir mit Emirates Airline, die jedem Fluggast 30kg Freigepäck zugesteht. In unserem Gepäck waren wie immer Duschgels und Seifen für all unsere Mädchen, da wir festgestellt haben, dass diese Dinge in Sri Lanka, da sie zum größten Teil eingeführt werden müssen, sehr teuer sind. Natürlich hatten wir auch Luftballons, Seifenblasen, Süßigkeiten, Schulmäppchen, Spiele und deutsches Weihnachtsgebäck dabei.

Unsere ersten Tage verbrachten wir in einem Hotel in Negombo. Dort trafen wir zu einem ersten Gespräch den Repräsentanten unseres Büros in Colombo, Asitha, und Asela, zuständig für regelmäßige Besuche in unseren Heimen und finanzielle Planung. Es wurde die allgemeine wirtschaftliche und politische Lage besprochen. Sie ist nach wie vor angespannt. Insbesondere der Tourismus hat bei weitem noch nicht wieder die Ausmaße wie vor der Pandemie und den Ausschreitungen in Colombo, erreicht. Nach wie vor gibt es Kraftstoffe nur rationiert. Wie konnten die langen Schlangen vor den Tankstellen selbst beobachten. Die politische Lage hat sich etwas beruhigt. Der Preis für Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs sind aber nach wie vor extrem hoch.
Zu den Zuweisungen der Mädchen in unsere Kinderheime berichteten die beiden, dass sie nach wie vor keinen Einfluss darauf haben. Dies wird von staatlicher Stelle bestimmt. Leider sind es dadurch oft auch ältere Mädchen, die bereits straffällig geworden oder anderweitig problembelastet sind.
Erfreulicher Weise hat die Bevölkerung in der Nachbarschaft unserer Heime wieder begonnen, diese mit Nahrungsmittelspenden zu unterstützen. Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Finanzplanung für 2023 keine weiteren größeren Steigerungen bei Lebensmitteln und Löhnen für die Nachhilfelehrer berücksichtigen muss.
Wir haben in Colombo die langjährige Leiterin des Good Shepherd Institute of Vocational Education besucht. Turnusgemäß wechseln die Schwestern des Ordens ihre Aufgabe alle 3 – 4 Jahre. Schwester Prasangika übernahm somit im Jahr 2020 die Leitung eines Kindergartens in dem Slum Bloemendahl in Colombo. Es war beeindruckend zu sehen, wie aus einem sonst eher grau und trostlos daliegenden Gelände eine grüne Oase und kindgerechte Räume entstanden sind. Durchschnittlich 100 Kinder besuchen zu verschiedenen Zeiten täglich diesen Kindergarten. Es ist erstaunlich, wie viele Pflanzen in Plastiktüten herangezogen wurden. Schwester Prasangika versucht auch die Eltern der Kinder zu erreichen. So konnte eine Nähmaschine erworben werden. Auf dieser gibt sie den Müttern Nähunterricht.
Ein weiteres Highlight für uns war der Besuchs in der Wohngemeinschaft, in der fünf unserer Mädchen in Colombo eigenständig leben. Sie sind in der Lage, durch ihre eigenen Einkünfte die Miete und den Lebensunterhalt zu bestreiten. Es erwartete uns ein blitzsauberes Haus. Natürlich wurden wir in diesem mit Blumen begrüßt und mit Gesangs- und Tanzvorführungen unterhalten. Nach unseren Verhältnisen leben die Mädchen in sehr einfachen Verhältnissen. An Einrichtungsgegenständen gibt es nur Tisch, Stühle und Betten. Ihre Kleidung bewahren die Mädchen in neben dem Bett stehenden Reisetaschen auf. Betreuung erfahren die Mädchen durch eine Angestellte unseres Büros in Colombo, die sich ehrenamtlich für sie engagiert und die sie auch liebevoll mit „Mutter“ anreden. Besonders für Ute und Daniel war das Wiedersehen mit ihrem Patenkind eine große Freude. Sie unterstützen Hasini seit sie mit 6 Jahren in unser Heim CCO gekommen ist. Jetzt studiert sie Musik …… in Colombo und ist – wie auch die anderen Mädchen der WG – sehr kreativ.
Der Höhepunkt für die Absolventen im Good Shepherd Institute of Vocational Education ist die jährliche Verleihung der staatlichen Zertifikate. Pandemie bedingt hat diese Veranstaltung in den letzten zwei Jahren nicht stattfinden können. So war es für die Mädchen und auch für uns eine große Freude, wieder eine Zeremonie zur Verleihung der Zertifikate besuchen zu können. Wie immer gab es nach der traditionellen Entzündung der Öllampe durch die Schwestern, die Schülerinnen und uns wieder beeindruckende Tänze und Gesangsvorführungen. Besonders gefallen hat uns die Vorführung der Judokas. Wir haben für den Kurs des Jahrgangs 2020/2021 einen Selbstverteidigungskurs für die Mädchen finanziert. Sie haben uns mit einer eindrucksvollen Demonstration des Erlernten überrascht und als Höhepunkt einen Dachziegel auf dem Oberschenkel zerbrochen.
Im Anschluss an die Feierlichkeiten haben wir ein langes Gespräch mit Schwester Dinalika geführt. Sie erklärte uns die von den Schwestern angestrebte Veränderung bei den Kursangeboten des Good Shepherd Institute of Vocational Education. Durch den Rückgang des Tourismus und die allgemeine wirtschaftliche Situation wollen die Schwestern neue Kurse im Bereich Alten- und Kinderpflege anbieten. Dies sind auch in Sri Lanka stark nachgefragte Betätigungsfelder. Andere Kursangebote sollen dafür gestrichen werden. Da die Schwestern noch zwei weitere Vocational Education Center betreiben, besteht aber für die Mädchen weiterhin die Möglichkeit, alle bisher angebotenen Berufe zu erlernen. Wegen der immer noch nicht abschließend zu beurteilenden wirtschaftlichen Situation möchten die Schwestern keine internatsmäßige Versorgung mehr anbieten, sondern nur noch Tageskurse. Für die Mädchen aus unseren Heimen, würde aber die Möglichkeit bestehen, in einer Art Boardinghaus zu leben. Auch die Laufzeit der Kurse soll wieder dem akademischen Jahe angepasst werden. So sollen die neuen Kurse im April 2023 starten. Die Schwestern werden die Zeit bis dahin nutzen, um Umstrukturierungen vorzunehmen.

Um unser Heim in Wahakotte zu besuchen, mussten wir unserem Hotel an der Küste lebe wohl sagen. Auf dem Weg nach Wahakotte wurden – wie immer – Obst, Gemüse, Reis und Linsen gekauft. In strömendem Regen erreichten wir unser Mount Madonna’s Girl‘s Home und wurden schon sehnsüchtig erwartet. Auch hier erwartete uns nach der üblichen Begrüßung mit auf kleinen Blättern gelegt Jasimblüten und der Entzündung der Öllampe ein butes Programm aus Tanz und Gesang. Im Anschluß daran wurden an die Mädchen unsere Geschenke verteilt und zusammen mit uns Gästen und unter Einsatz der mitgebrachten Luftballons ausgiebig getanzt. Mit einer der Leiterinnen, Schwester Sanjeewani, konnten wir uns ausführlich über die Entwicklung jedes einzelnen Patenkindes informieren. Die Ergebnisse dieses Gesprächs geben wir im Anschluss an unsere Reise dem jeweiligen Paten zur Information weiter.
Nach einer abenteuerlichen Fahrt durch das nächtliche Hochland, fuhr uns unser Fahrer sicher zu unserem Hotel nach Kandy. Dort haben wir den nächsten Vormittag genutzt, den quirligen Markt zu besuchen und die lokalen Händler durch den Großeinkauf von Gewürzen zu unterstützen. Hier fiel uns leider auch wieder auf, dass viele Stände auf dem Markt und in der Markthalle nicht mehr geöffnet waren.

Am Nachmittag machten wir uns dann auf den Weg nach Meetiyagoda. Dort liegt in einer Zimtplantage nicht nur unser Kinderheim CCO, sondern auch fußläufig davon das Gästehaus Ronnaduwa. Dort quartierten wir uns ein, um erst einmal eine kurze Verschnaufpause von den sehr intensiven Gesprächen und Besuchen einzulegen. Aufgrund der Nähe zu unserem Kinderheim, war es uns möglich unseren Besuch in die Nachmittagsstunden zu verlegen, in denen alle Kinder aus der Schule zurück sind. Der aufmerksame Leser weiß jetzt, was uns dort erwartete: Blumen, Öllampe, Tanz, Gesang, gemeinsames Tanzen und lange Gespräche mit der Heimleiterin über die Entwicklung jedes einzelnen Kindes. Es ist für die Kinder immer ein ganz besonderes Ereigniss, wenn eine Gruppe von „Weißen“ zu Besuch kommt. Die Kinder leben ja sehr beschützt und haben dadruch selten Gelegenheit, Europäer zu treffen.

Aufgrund der Nähe zu unserer Unterkunft, besuchten wir an einem Samstagnachmittag auch die Nachhilfestunden in IT und Mathe. Mit deutschen Standards sind diese Unterrichtsstunden nicht zu vergleichen. Für Sri Lanka Verhältnisse sind sie aber eine ganz besondere Zusatzunterstützung. Wir haben nach einem Gespräch mit dem Leiter des PC Kurses beschlossen, dass es unbedingt erforderlich ist, weitere Arbeitsplätzt zu finanzieren. Zurzeit erhalten die Mädchen aufgrund der nicht ausreichend vorhandenen PC Arbeitsplätze nur alle vier Wochen Unterricht. Bei weiterer Aufstockung der Arbeitsplätze wäre ein zweiwöchiger Rhythmus möglich.

Der Mathematik Unterricht lief, obwohl es auch hier ganz unterschiedliche Lernstände gibt, sehr diszipliniert.
Wir haben -wie immer- schweren Herzens Abschied von „unseren“ Mädchen genommen und sind mit sehr viel beeindruckenden Erlebnissen, die wohl nur derjenige nachempfinden kann, der die Herzlichkeit und Lebensfreude, die die Mädchen trotz ihrer teilweise bedrückenden familiären Situationen, ausstrahlen, selbst schon einmal erlebt hat und die sehr schwer in Worte zu fassen sind, ins kalte Deutschland zurückgeflogen.

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