20 Jahre Chance – das ist schon eine lange Zeit und wir können, dank der regelmäßigen und großen Unterstützung durch unsere Mitglieder und Spender, schon ein paar Erfolge für uns verzeichnen.
Ich will ein bißchen weiter ausholen, weil vielleicht der eine oder andere nicht die Ursprünge kennt, die zur Gründung des Vereins vor 20 Jahren geführt haben. Es dürfte bekannt sein, dass mein Mann und ich Anfang der 80iger Jahre 3 Kinder aus Sri Lanka adoptiert haben. Während unseres Aufenthaltes in Colombo wurden uns teilweise Babies auf der Straße mit der Bitte angeboten, wir sollten die Kinder doch auch mitnehmen, damit sie in Europa ein besseres Leben haben sollen. Da wir auch noch Kinder aus Indien adoptiert hatten, stießen auch wir an unsere Grenzen und mußten schweren Herzens die Mitnahme der Kinder ablehnen. Damals schon entstand der Gedanke, in Sri Lanka selbst etwas für die Kinder zu tun, damit sie dort ein besseres Leben haben können. Der Gedanke reifte langsam in unseren Köpfen heran, bis wir dann endlich im Juli 1994 zusammen mit der Familie de Groote, die auch Kinder aus Sri Lanka adoptiert hat, und einigen weiteren Verbündeten den Verein Chance gegründet haben.
Die Formalitäten waren schnell erledigt, so dass wir uns dann unserer Hauptaufgabe ganz und gar widmen konnten, dem Geld sammeln. Für die Werbung konnten wir kein Geld ausgeben, da wir noch keines hatten. Also wurden zunächst nur die Verwandten, Freunde und Bekannten angeschrieben, die alle schnell bereit waren, unsere Ideen finanziell zu unterstützen. Natürlich war das „Betteln“ anfänglich mühsam, auch betteln will gelernt sein!! Dennoch konnten wir recht schnell Gelder sammeln, die dann natürlich auch in Sri Lanka eingesetzt werden sollten und nicht in die Werbung. Dann hatten ein weiteres großes Problem: an wen in Sri Lanka konnten wir uns wenden, wem konnten wir vertrauen. Wir knüpften Kontakte zu anderen in Deutschland ansässigen Vereinen, die ebenfalls Projekte in Sri Lanka unterstützten und kamen dadurch an die Adresse von Inge in Colombo. Das war ein reiner Zufall, aber auch ein Glücksfall! Inge – eine Deutsche – lebte seit Ende der 70iger Jahre in Colombo, war dort ver-heiratet und war als Repräsentantin einer norwegischen Organisation mit dem Namen Mary’s Friends in Sri Lanka für deren gemeinnützigen Projekte tätig. Die Norweger unterstützen Kinder in Kinderheimen, sie unterstützen Kommunen, bauten Brücken und Brunnen, etc. Also Inge kannte sich bestens aus mit dem, was uns vorschwebte. Dank ihrer Hilfe konnten unsere Gedanken und Ideen in die Realität umgesetzt werden. Zunächst gaben wir verschiedenen Kinderheimen Gelder, um Betten und Schränke zu bauen, um Toiletten zu bauen, um Nähmaschinen zu erwerben etc. Als wir dann mit der Idee von einem eigenen Kinderheim an sie herantraten, benötigten wir nicht allzu viele Überredungskünste, um sie von unserem Plan zu überzeugen.
Da wir als gemeinnütziger Verein in Sri Lanka nicht anerkannt waren, benötigten wir den Nachweis für mehr „gute Taten“. Bisher hatten wir nur kleinere Projekte finanziert, also riet Inge, mit der norwegischen Organisation Mary’s Friends uns zusammen zu tun und gemeinsam das Kinderheim zu planen. Auch die Norweger waren schnell von unseren Plänen angetan, zumal sie bis zu diesem Zeitpunkt selbst noch kein eigenes Kinderheim gebaut hatten. Auch die Lokalität des Heimes war schnell festgelegt: Lalith, Inges Ehemann, stellte uns einen Teil seiner Zimtplantage zur Verfügung, so dass wir darauf unser Kinderheim errichten konnten.
Wir waren alle sehr froh! Konnten wir doch nun unseren Mitgliedern und Spendern ein ganz reales Projekt vorstellen, das zu unterstützen sich lohnte. Im Februar 2002 haben wir dann zusammen mit den Norwegern den Grundstein für unser Kinderheim Children’s Corner Orphanage in Ambalangoda gelegt, das dann offiziell im März 2004 mit einer großen Feier eingeweiht wurde. Sowohl die norwegische Organisation Mary’s Friends wie auch wir waren mit einigen Mitgliedern angereist, die sich dann von unserem Projekt überzeugen konnten. Das war unsere erste Mitgliederreise nach Sri Lanka.
In den darauf folgenden Jahren folgten noch einige Mitgliederreisen, mal größere Gruppen, mal kleinere, zuletzt waren wir jetzt Anfang März 2014 mit 18 Mitgliedern zusammen in Sri Lanka, um das 10jährige Jubiläum unseres Kinderheimes in Ambalangoda zu feiern. Heute werden 23 Mädchen in CCO liebevoll versorgt, sie gehen regelmäßig zur Schule, erhalten am Nachmittag Nachhilfeunterricht und lieben Tanz und Musik. Davon konnten wir uns bei unserer letzten Reise auch wieder überzeugen.
Es blieb nicht nur bei einem Projekt: Kaum hatten wir unser Kinderheim eröffnet, wütete der Tsunami über die Insel und richtete großen Schaden an. Deutschland wurde von einer ungeheuren Spendenwelle überflutet, von der auch wir profitierten. Viele Menschen wußten zu diesem Zeitpunkt bereits von der Existenz von Chance und spendeten Gelder, die wir dann verwenden konnten, um Haushaltsgeräte, Handwerksmaschinen, Schulkleidung etc. für die Betroffenen zu kaufen. Wir hatten sogar so viel Geld, um insgesamt 13 neue Häuser für betroffene Fischer zu bauen, die damit wieder ein Dach über dem Kopf hatten.
Zum damaligen Zeitpunkt haben wir dann auch begonnen, das Kinderheim in Wahakotte zu unterstützen, ein Heim für vorwiegend Sozialwaisen, die nicht mehr zuhause versorgt werden konnten. Das Mount Madonna Girls Home ist ein von katholischen Schwestern geführtes Heim, in dem ca. 30 bis 35 Mädchen versorgt werden und eine Schulausbildung erhalten. In diesem Heim hat die Schule in Riedlingen, die mittlerweile 6 Patenschaften übernommen haben und jedes Jahr auf ihren Schulfesten Gelder für Sri Lanka sammeln, einen Brunnen finanziert, damit auch in Trockenzeiten genügend Wasser vorhanden ist, wir haben die Toiletten renovieren lassen, Musikinstrumente gekauft, Computer installiert und die notwendigen Einführungskurse bezahlt, wir haben eine Waschmaschine gekauft und wurden jetzt gebeten, Gelder für die Renovierung der ziemlich maroden Duschen zur Verfügung zu stellen. Auch in diesem Heim bezahlen wir die diversen Nachhilfestunden, die an jedem Nachmittag stattfinden und die dazu geführt haben, dass die Mädchen einen guten Schulabschluß absolvieren können, der sie in die Lage versetzt, eine Ausbildung aufzunehmen und sogar zu studieren. Dazu muss man sagen, dass Wahakotte sehr ländlich strukturiert ist und die Mädchen aus sehr einfachen Bauernfamilien stammen. Es ist dann schon eine besondere Leistung, wenn sie es bis zum Studium schaffen. Das Kinderheim in Wahakotte unterstützen wir alleine, die Norweger sind hierbei nicht beteiligt.
Unser 3. Projekt, das wir wieder zusammen mit Mary‘s Friends seit 5 Jahren betreiben, liegt nördlich von Colombo in einem Konvent des Good Shepard Ordens in Bolawalana. In dieser
Einrichtung können Mädchen aus unseren Projekten, nachdem sie die Schule abgeschlossen haben, aber noch nicht recht wissen, welchen Beruf sie einschlagen sollen, ein Berufsvorbereitungsjahr absolvieren, indem Fächer wie Englisch, Nähen, Schneidern, Kochen und Haushaltsführung, Gärtnern, Handarbeiten gelehrt und vertieft werden. Natürlich gehört auch der Umgang mit dem Computer dazu, Friseusen und Kosmetikerinnen können ebenfalls sich schon mal ein Bild von ihrem zukünftigen Beruf machen. Das Ganze findet nicht nur in der Theorie statt, sondern auch in Praktika, so dass die Mädchen schon mal ein bißchen Berufsleben schnuppern können. In jedem Jahr werden 30 Mädchen ausgebildet, in den letzten 5 Jahren haben insgesamt 150 Mädchen diese Chance wahrgenommen und konnten am Ende, nachdem sie die Prüfung, die von staatlicher Seite abgenommen wird, bestanden haben, in die Berufswelt vermittelt werden. Auch bei diesem Projekt teilen wir uns mit den Norwegern die monatlichen Kosten für Verpflegung der Mädchen, die Gehälter der Lehrer, den Erwerb der notwendigen Materialien etc.
Wir sind mit den gespendeten Geldern sehr verantwortungsbewusst umgegangen und haben sie nur zum Wohle der Mädchen in Sri Lanka eingesetzt. Deshalb haben wir auch anläßlich der 20jahrfeier um Spenden gebeten, damit wir die Gelder, die für die Unterstützung der Mädchen gespendet wurden, nicht für unsere Feier verwenden mußten. Denn wir wollen unserem Vorsatz treu bleiben, dass wir nämlich jeden Cent, der gespendet wird, an die hilfebedürftigen Mädchen in Sri Lanka weitergeben. Von diesem Vorsatz wollen wir auch in Zukunft nicht abweichen.
Zum Schluß noch ein paar Zahlen: unser Verein hat zurzeit 102 Mitglieder, im Kinderheim in CCO haben 12 deutsche Eltern die Patenschaft für ein Mädchen übernommen, in Wahakotte sind es insgesamt 29 Paten.
Wir möchten Ihnen von ganzem Herzen für Ihre langjährige und sehr großzügige Unterstützung auf diesem Wege danken. Alle, die mit uns bisher in Sri Lanka waren und unsere Projekte besucht haben, waren sehr beeindruckt von dem, was sie gesehen und mit den Mädchen zusammen erlebt haben, aber auch von den großen glänzenden Augen, die uns anstrahlen und die uns zeigen, dass es den Mädchen gut geht, dass sie dankbar sind für das, was wir ihnen geben. Diese Mädchen wissen unsere Hilfe zu schätzen, was man auch ganz besonders an dem tollen Wandbehang erkennen kann, die die Mädchen in CCO erstellt haben. Jedes Mädchen aus unserem Kinderheim in Ambalangoda hat ein Quadrat künstlerisch entworfen und gestaltet – es wurde bemalt, beklebt oder bestickt – danach wurden die Quadrate zu einem großen Wandbehang zusammengenäht.
Ich bedanke mich im Namen der Mädchen für Ihre Hilfe, ich bedanke mich für Ihr Interesse an unserem Verein und ich bedanke mich natürlich bei meinen Mitstreitern im Vorstand und außerhalb des Vorstandes, sowohl aus der Vergangenheit wie auch im jetzigen Vorstand für die tätige Unterstützung.
Vielen Dank.